Boston Marathon

INTERVIEW MIT BOSTON LÄUFER, JOHANNES BARTSCH

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Herzliche Gratulationen Johannes Bartsch zum erfolgreichen Boston-Finish am Montag! Der 122. Boston Marathon wird in die Geschichte eingehen, als ein Marathon bei dem auch die Elite mit „Wind- und Regenjacke lief“.

Danke dir Markus, ja, dieser Lauf ging unter die Haut, den werde ich so schnell nicht vergessen.

 

Wir haben von sehr garstigen Bedingungen gelesen, wie war es wirklich vor Ort?

Sehr kalt, sehr nass, Dauerregen und starke Windböen bis 70km. Temperaturen von 3 bis 4 Grad, mit dem Wind  – gefühlte minus 2 bis minus 3 Grad. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, dass einer die Schleusen über Boston aufmachte und es wie aus Kübeln schütten liess.

 

Wie war die Wartezeit vor dem Lauf im Startareal in Hopkinton?

Die gemütliche Fahrt in den gelben Schulbussen in die Provinz hinaus war „der Hammer“. Überall freundliche Volunteers, die dir viel Glück zum Lauf wünschten und eine ruhige Atmosphäre im Startareal. Bagels, Kaffee, es fehlte an nichts. Die Läufer erreichten das Startareal gestaffelt und liefen auch gestaffelt los. Perfekt organisiert. So konnten alle den Schutz im grossen Zelt geniessen. Leider standen wir die letzten 20-30 Min. vor dem Start im Dauerregen. Mein Kollege nahm ein 2. Paar Laufschuhe mit zum Start, aber die waren wohl nach dem ersten Kilometer auch zu 100 Prozent durchnässt. Und in Hopkinton trocknet ein Fan jetzt ein paar Laufschuhe eines Schweizers aus.

 

Wie war die Stimmung entlang der Strecke? Gab es trotz Wetterpech einen Hauch von diesem „crazy Boston Geschrei?“

Durchaus, an gewissen Orten wie z.B. dem berühmten Wesley-Mädchen-College hörte ich das Geschrei schon zwei Kilometer vor den Girls, das war so laut. Am Schluss haben mich die Zuschauer, die im Grossraum Boston sehr zahlreich an der Strecke standen ins Ziel „getragen“.

 

Hast du nie ans Aufgeben gedacht? Was hielt dich daran im Rennen zu bleiben?
(Anmerkung – alle Albis Reisen Kunden die starteten, kamen auch ins Ziel!)

Ich wollte unbedingt die Medaille. Eine mehr in der Sammlung der World Marathon Majors. Zeit egal, die erste Streckenhälfte, da bin ich stolz, lief ich wie eine Schweizer Uhr, auf die Sekunde genau richtig. 1.31.45. Der Wind und die Kälte haben mich dann „durchgereicht“. Ich überlistete mich, indem ich nur noch die Meilen zählte, das sind ja bekanntlich weniger als Kilometer. Und ach ja, da stand noch Patricia von deinem Team. 5 Std. bei dieser S…kälte im Regen und Wind. Danke Patricia! Sie hat mich auch noch aufgemuntert. Zudem sagte ich mir „ich hätte schon 22 statt 20 und 24 statt 22 Meilen“ – irgendwie verkürzte mir dies mental das Rennen. Jeder Marathoni weiss, am Schluss wird das Rechnen eh schwierig bis unmöglich…So habe ich mich überlistet.

 

Gab es aus deiner Sicht eine neue Erfahrung in Bezug auf Schuhe, Kleider bei einem solchen „Regenmarathon“?

Ich hätte vielleicht einen stabileren Schuh tragen sollen und anstelle der Ärmlinge einen Windbreaker bzw. eine Regenjacke. Im Ziel war ich total durchfroren und musste von der Sanität aufgewärmt werden. Nach einem Liter heisser Bouillon war ich wieder auf den Beinen!

 

War dies dein erster und letzter Boston Marathon?

Nein, ich glaube nicht. Mit Boston habe ich noch eine Rechnung offen, wie Peter Camenzind, der ist doch zu schnell losgelaufen und muss auch nochmals nach Boston, oder?

 

Das stimmt Johannes, herzlichen Dank und noch eine gute Zeit in Boston!